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Die Weinkultur

von Italien

Italienische Weinkultur
Italien ist ohne Frage das Land der schönen Künste und die Heimat genialer Baumeister, unerschütterlicher Seefahrer, wegbereitender Entdecker und Naturwissenschaftler, mächtiger Herrscher, einflussreicher Bankiers und Händler – nicht zu vergessen die vorzügliche cocina italiana mit ihren unzähligen regionalen Köstlichkeiten. Doch jetzt kommt ein Aber: Die Erfindung des Weines kann Italien nicht für sich verbuchen, auch wenn sich das Land gern als „Heimat des Weins“ feiert!
Küste von Sizilien
In der Nähe von Sciacca an der Westküste Siziliens wurde der bislang älteste Nachweis für Weinherstellung in Italien entdeckt – dort fand man in einer Höhle Terrakottagefäße mit Spuren von Wein, datiert ins 4. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung. Es darf vermutet werden, dass der rege Handel der Phönizier den Rebsaft auf die Insel brachte. Doch lange bevor italienischer Wein zu einem Qualitätsbegriff wurde (wir reden von der Antike!), mischten erst einmal die Griechen mit.
Ab dem 15. Jh. v. Chr. ist der mykenische Einfluss anhand diverser Importe nachweisbar, zu jener Zeit stellten die Etrusker im Bereich der heutigen Toskana bereits Wein her. Etwa 700 Jahre später begann die (friedliche) griechische Kolonisation im Süden Italiens inklusive Sizilien. .
Toskana
Römisches Reich
Ab 280 v. Chr. eroberten die antiken Römer nach den Pyrrhischen bzw. den Punischen Kriegen das griechisch besetzte Süditalien und Phönizien. Dem italienischen Weinbau kam dies förderlich zugute, denn die Römer setzten auf das Wissen der jeweiligen regionalen Weinbauern.
Außerdem gelangten sie dank der kriegerischen Auseinandersetzungen mit Karthago in den Besitz des 26 Bände umfassenden Werks von Mago, einem phönizischen Agrar-Experten, dessen Schriften daraufhin ins Lateinische und Griechische übersetzt wurden. Griechische Weine genossen während einiger Jahrhunderte höchstes Ansehen – erst im 2. Jh. v. Chr. schälten sich schließlich erstklassige Erzeugnisse des Römischen Reiches heraus. .
Schriftsteller Mago
Plinius der Ältere
In die Literatur ging insbesondere der Jahrgang 121 v. Chr. ein – Plinius der Ältere beschrieb ausführlich die damaligen Ersten Gewächse (heute eine Qualitätsbezeichnung im Rheingau ausschließlich für Riesling und Spätburgunder aus klassifizierten Lagen). Die herausragende Qualität des Weins sprach man seinerzeit allein der Rebsorte sowie dem Jahrgang zu.
In weiten Teilen des Römischen Reiches wurde Wein zum Teil des alltäglichen Lebens, der Konsum stand allen Bevölkerungsschichten offen. Mit der Ausdehnung des Imperium Romanum konnte der steigende Bedarf – versorgt wurden auch die römischen Provinzen – schließlich nicht mehr von Italien aus gedeckt werden, so dass sich der Weinbau nach und nach im gesamten Reich verbreitete. Die Region um Pompeji südlich von Neapel war eines der führenden Anbauzentren des Römischen Reichs. .
Römischer Weinrausch
Vesuv
Der Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 n. Chr. wirkte weitreichend auf den Weinbau und die Weinversorgung. Das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage war nachhaltig gestört, der Preis stieg dramatisch. Wein, eigentlich zur Alltagskultur gehörend, war nur noch für reiche römische Bürger erschwinglich. Folglich wurden in großem Maße neue Weingärten angelegt – vielfach wurden Getreidefelder aufgegeben und in Rebflächen umgewandelt.
Dies führte innerhalb weniger Jahre zu einem Überangebot von Wein mit entsprechend niedrigen Preisen. Schlimmer jedoch wog, dass Getreide knapp wurde. Daher erließ Kaiser Domitian im Jahr 92 ein Edikt (welches immerhin knapp 200 Jahre lang galt), das die Neuanlage von Rebfeldern untersagte. Der Niedergang des römischen Reiches um 476 schließlich setzte zwar dem Weinbau an sich kein Ende, bedeutete aber das Aus für die feine Qualität: Wein wurde flächendeckend zur Selbstversorgung erzeugt – der Fokus lag auf Menge statt auf Klasse. .
Kaiser Domitian
Bänkerfamilie Antinori
Bis ins frühe Mittelalter stagnierte der Wein-Handel und hatte nur noch regional sehr begrenzte Bedeutung. Dies änderte sich erst, als im 11. Jh. Oberitalien mit Genua und Venedig zum politischen und wirtschaftlichen Zentrum Europas aufstieg. Im 14. Jahrhundert kam die Entwicklung des Kreditwesens in Gang, Florenz wurde zur europäischen Bankenhauptstadt. Aus dieser Zeit stammt das bekannte Bankhaus Antinori, seinerzeit Gewinne in den Handel mit toskanischem Wein investierend, heute in der 26. Generation ein renommiertes Weingut.
Lange Zeit hatte italienischer Wein den Ruf billiger Massenware – ab Mitte der 1960er Jahre stieg allmählich die Güte, zunächst bei den Rotweinen, dank der Gesetze der EWG. Zwei Jahrzehnte später erfuhren mit der Verbesserung der Technik auch die Weißweine einen deutlichen Qualitätsschub. Doch das alles ist Geschichte – längst zählen die hervorragenden Erzeugnisse der Winzer Italiens zu den beliebtesten weltweit. Die Weinregionen entsprechen den Verwaltungsbezirken des Landes, demzufolge gibt es 20 Anbaugebiete, wobei die Toskana, Piemont, Lombardei, Trentino und Friaul als die bedeutendsten gelten.
Anbau und Ausbau in Italien
Italienische Rebfläche & Weinreben
Im weltweiten Vergleich lag Italien in 2018 mit seiner Gesamtrebfläche von ca. 702.000 ha nach Spanien, China (jawohl!) und Frankreich auf Rang vier. Bei einer jährlichen Produktionsmenge von knapp 50 Mio. hl belegen die italienischen Weinhersteller aber klar Platz 1 – in keinem Land der Erde wurde bzw. wird mehr Wein produziert!
Das Klima wird vor allem durch das Mittelmeer, die Alpen im Norden und die Apenninen im Landesinneren bestimmt. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Klimazonen Italiens gedeiht hier eine geradezu einzigartige Vielfalt an Rebsorten, welche die verschiedensten Weine ergeben – von trockenen Weißen bis hin zu vollmundigen kräftigen, rassigen Roten.
Italienische Reben & Trauben
italienisches Weinrecht
Das Weinbaurecht in Italien wurde in 2009 nach französischem Vorbild reformiert. Unterschieden werden vier Stufen der Wein-Qualität: Aus allen Regionen gibt es insgesamt 74 DOCG-Weine der höchsten Güte, 334 DOC-Weine (entspricht unserem Q.b.A.) und 118 Weine der Klassifizierung IGT (Indicazione Geografica Tipica), vergleichbar mit Landwein oder Vin de Pays. Rund 22 % der italienischen Weine sind Vini Comuni e Varietali (seit 2009 Vini Generici) ohne Qualitätseinstufung, früher als „Tafelweine“ bezeichnet. Und nun sagen wir: Alla salute!
Dieser Text wurde von Charlotte Münch recherchiert und verfasst. © Copyright & Nutzungsrechte aller Texte von weinstore24 liegen bei caracter.tv.