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Die Weinkultur

von Marokko

Marokkanische Weinkultur
Mit der Ausbreitung der handelsfreudigen und Ackerbau-erfahrenen Phönizier kamen Rebpflanzen von der Levante nach Nord-Afrika: Über Ägypten, Libyen, Tunesien und Algerien gelangten sie im 2. Jahrtausend v. Chr. auch ins heutige Marokko. Mitte des 1. Jahrhunderts kamen die Römer und intensivierten den Weinbau: Die nunmehrigen Herrscher nannten ihre neue Provinz Mauretania (was mit dem heutigen Staat Mauretanien nichts zu tun hat) und führten aus den Mittelmeerländern weitere Rebsorten ein. Um 700 wurde die Region von den Arabern eingenommen und islamisiert, womit der Weinbau für Jahrhunderte völlig zum Erliegen kam.
Marokko
Erst die fortschreitende Kolonisation brachte die Wende. 1912 geriet zunächst der Norden Marokkos unter französisches Protektorat, 1934 schließlich stand das gesamte Land unter der Kontrolle Frankreichs. Französische Siedler kamen ins Land, legten Rebfelder an und ließen den Weinbau wiederaufleben. 1956 erlangte Marokko seine Unabhängigkeit zurück. Der Export von Wein nach Frankreich wurde verboten. Im Jahre 1973 kam es zur Enteignung der französischen Weingut-Besitzer. Zu dieser Zeit wurden noch etwa drei Millionen Hektoliter Wein produziert. 1980 übernahm der marokkanische Staat die meisten Weingüter und reduzierte die Produktion drastisch. So wurden im Jahre 2000 lediglich etwa 350.000 Hektoliter Wein produziert – bei einer Rebfläche von 49.000 Hektar. Der größte Teil der Ernte ging ins Angebot von Tafeltrauben
Doch dann erfolgte ein Umdenken: Man wollte wieder Spitzenweine produzieren und holte sich hierfür den Rat von französischen Weinexperten. Die Weinberge, fast vollständig zerstört, wurden mit staatlicher Hilfe wieder aufgebaut. Bei der Auswahl der Rebsorten beschränkte man sich nicht nur auf die traditionellen französischen, sondern veredelte auch einheimische Varietäten. Hier, am südlichen Rand der weinbaufähigen Zone, stellt es eine große Herausforderung dar, qualitativ gute bis hervorragende Weine zu produzieren. Künstliche Bewässerung ist zwar erlaubt, erfolgt aber nur in geringem Maße. Sorgfältigste Auswahl der Trauben während der Lese sowie strengste Temperatur-Kontrolle während der Vinifizierung sind für die Winzer oberstes Gebot.
Marokkanische Spitzenweine
Marokkanische Wüste
Ein ganz spezielles Problem im marokkanischen Weinbau ist der Chergui oder Sharqi, ein heißer trockener Wind aus der Sahara. Vergleichbar mit dem Schirokko, lässt er die Trauben innerhalb kürzester Zeit zu Rosinen verdorren. In Marokko gedeihen etwa 25 Rebsorten. Die roten Varietäten Carignan, Cinsault, Grenache Noir und Gris, Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah kommen mit Klima und Terroir am besten zurecht. Außerdem werden Chardonnay, Clairette, Mourvèdre, Muscat d´Alexandrie und Sauvignon Blanc angebaut sowie diverse einheimische Sorten. Inzwischen hat sich Marokko zu einem der größten Weinproduzenten in der islamischen Welt entwickelt: Im vergangenen Jahr wurden etwa 35 Mio. Flaschen abgefüllt. Wein bringt dem Staat Millionen an Steuereinnahmen. Obwohl im Land offiziell ein Alkoholverbot herrscht, verbleibt ein Großteil des Weins im Land. Besonders was die kontinentalen Rotweine anbelangt, genießt Marokko neben Südafrika einen hervorragenden Ruf.
Darüber hinaus werden neben einheimischen Sorten auch Clairette, Mourvèdre, Muscat d´Alexandrie, Sauvignon Blanc sowie Syrah angebaut. Nach französischem Vorbild wurde im Jahre 1956 das Appellationssystem AOG (Appellation d’Origine Garantie) eingeführt, dessen Einhaltung streng kontrolliert wird. Bedeutendstes und bestes Anbaugebiet ist die Region Fèz-Meknèz mit den Appellationen Sais, Beni Sadden, Beni M’Tir, Guerrouane und Zerkhoun. Hier, an den nördlichen Ausläufern des Atlas-Gebirges, gedeihen vor allem die drei roten Sorten Carignan, Cinsault und Grenache, aus denen rund 85% der gesamten Weinproduktion gekeltert werden. Die Appellationen Chellah, Gharb, Zaer und Zemmour liegen in der Küstenebene nahe der Hauptstadt Rabat und Berkane-Oujda im Osten Marokkos an der Grenze zu Algerien. Weiter südlich um Casablanca findet man die Regionen Doukkala, Sahel und Zennata.
Marokkanische Rebsorten
Domaine de Sahari
Als landesgrößte Weingüter sind Celliers de Meknès sowie die Domaine de Sahari zu nennen. Letztere ist staatseigen und wurde im Jahre 1993 erbaut. Hier werden zum Beispiel die hervorragende AOG-Cuvée „Rouge de Guerrouane“ aus Cinsaut, Carignan, Grenache, Alicante Bouschet und Syrah vinifiziert sowie Rotweine aus Cabernet Sauvignon und Merlot. Celliers de Meknès, gegründet 1964, bewirtschaftet mittlerweile eine riesige Rebfläche von rund 2.100 ha und kommt auf 24 Mio. Flaschen jährlich. Damit überragt es sämtliche Weingüter Europas und ist in diesen Dimensionen nur noch mit australischen, kalifornischen oder chilenischen Großbetrieben vergleichbar. Das Angebot von Celliers de Meknès reicht vom Landwein über Champagner bis hin zu einem Top-Bordeaux, Château Roslane, stilvoll in einem Gewölbekeller gereift in französischen Eichenfässern.
Falls Sie gerade darüber nachdenken, welchen Wein Marokkos Sie als erstes probieren, hier noch ein kleiner Tipp: Als besondere Spezialität gilt der Vin Gris von Domaine Sahari, welche besonderen gut strukturiert ist und viele Aromen von roten Früchten mit sich trägt.
Dieser Text wurde von Charlotte Münch recherchiert und verfasst. © Copyright & Nutzungsrechte aller Texte von weinstore24 liegen bei caracter.tv.